Zeesen
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Aktuelles
Gottesdienste
Gottesdienste finden in Zeesen einmal monatlich statt. Termine finden Sie im Gottesdienstplan
An den anderen Sonntagen sind Sie herzlich eingeladen zu den Gottesdiensten in der Kreuzkirche Königs Wusterhausen oder zu den Gottesdiensten in den anderen Gemeinden unseres Sprengels
Aus der Geschichte der Kirchengemeinde Zeesen
Foto: privat
Zu Gemeindeveranstaltungen kamen einige mit dem Fahrrad
Bis 1955 gehörten die evangelischen Christen aus Zeesen (Dorf und Steinberg) zum Pfarramt Königs Wusterhausen - und aus Körbiskrug zum Pfarramt Bestensee. Die Versammlungen der Gemeindeglieder fanden in Privathäusern, in der Schule (seit 1942 verboten) oder (als Gäste) in der Kapelle der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde statt.
Am 1.4.1955 wird das Pfarramt Zeesen-Schenkendorf, gebildet* und Zeesen zum Wohnsitz des Pfarrers bestimmt. Das für einen Neubau bestimmte Grundstück in der Karl Liebknechtstraße (1956 war schon Baumaterial der Firma Holzwerk Ilmenau geliefert worden) musste zurückgegeben werden - und die Kirchengemeinde erhielt gegen Pacht das Grundstuck in der Friedenstraße 54.
Es ist Herrn Dr. Klubescheidt und Pfarrer Tillack (und auch Herrn Nuschke) zu verdanken, dass am 18.4.1957 die Grundsteinlegung für das Gemeindezentrum stattfinden konnte. Die Baracke sollte einen Kirchsaal, 2 Gemeinderäume und Sanitärraume und außerdem eine Dienstwohnung enthalten. Da sich nach einigen Jahren Mängel an der Isolierung der Außenwände zeigten, wurde das Gebäude mit sog. Sauerkraut-Platten” und Putz verstärkt.
Zum 15.9.1957 erhielt das Pfarramt einen eigenen Pfarrer (Hilfsprediger Martin Mielke), dem zum 1.1.1959 die Pfarrstelle übertragen wurde.
Am 7. Mai 1959 (Himmelfahrt) wurde mit einem Festgottesdienst die Kirche in Dienst gestellt. Die Firma Eule baute eine Orgel, die zusammengebaut (!) angeliefert und am 26.2.1961 der Gemeinde vorgestellt wurde. Die beiden bei der Firma Schilling (Apolda) bestellten Glocken wurden am 6.3.1961 geliefert und lauteten am 26. Juli 1964 zu einem Festgottesdienst. Seit 2004 werden die Glocken „automatisch“ geläutet.
Das den Kirchraum prägende Holzkreuz wurde von einem Handwerker gespendet, die farbigen Altartücher und Bilder zum Gleichnis vom verlorenen Sohn sind Arbeiten von Frau Erika Miedlich.
Es gab in den ersten beiden Jahrzehnten mehrere hauptamtliche Mitarbeiter (Frau Erika Miedlich (Zeesen): Kinder- und Jugendarbeit; Herr Wilhelm Wertensohn (Schenkendorf): Organist) und eine Reihe von ehrenamtlichen” (Frau Klara Weigelt: Frauenhilfe; Herr Dr. Klubescheidt: Lektorendienst u.a.)
In der Gemeinde beliebt waren die jährlichen Gemeindeausfüge (oft mit 2 Bussen von Bus-Lehmann - bis sie verboten wurden) und die Gemeindefeste im Sommer bzw. die Adventsfeiern, die Jugendfahrten nach Polen, der (damaligen) CSSR und Wusterhausen. Die nördlich von Bestensee gelegenen Gemeinden wurden 1998 dem Kirchenkreis Neukölln angegliedert. lm Zuge der Verwaltungsreform wurde die Pfarrstelle Zeesen-Schenkendorf aufgelöst - und die Kirchengemeinde Zeesen dem Pfarramt Königs Wusterhausen Wusterhausen angeschlossen. Der Gemeindekirchenrat hat aber erreicht, mit der Kirchengemeinde Schenkendorf ein Stück Eigenverwaltung und finanzielle Selbständigkeit zu bewahren.
Der Pfarrer des Sprengels Königs Wusterhausen, Pfr. Arndt, ist zuständig für die monatlichen Gottesdienste und die sog. Amtshandlungen in Zeesen.
Unterstützt wird er vom Gemeindekirchenrat (Vorsitzende Frau Inge Steinke Schenkendorf) und freiwilligen Helfern.
Bei der Gemeindekirchenratswahl 2019 fanden sich nicht genügend KandidatInnen, um mit der Kirchengemeinde Schenkendorf weiterhin einen gemeinsamen GKR bilden zu können. Das war in den Jahren zuvor gängige Praxis. Auf Beschluss des Kreiskirchenrates wurde die Kirchengemeinde Schenkendorf beauftragt, auch die Leitung der weiterhin selbstständigen Gemeinde Zeesen zu übernehmen.
Heute gehören zur Ev. Kirchengemeinde Zeesen ca. 400 Gemeindeglieder.
Ingo Arndt
ORGELN IM DAHMELAND (6)
- Selten gut erhaltene „Eule“
Viel Lob für Zeesener Orgel, die für eine andere Gemeinde gedacht war und nicht durch die Tür paßte
Zeesen. „Ja, hat denn der Ort überhaupt eine Kirche, weit und breit ist kein Turm zu sehen?" wird mancher fragen. Doch Zeesen hat ein Gotteshaus. Es liegt allerdings etwas verborgen im Grün der Friedensstraße und fällt auch nicht sofort als Kirche auf: Der langgestreckte, flache Bau, der anfangs noch mehr einer Baracke ähnelte, heute aber rundum verputzt ist, mag wohl von manchen älteren Zeesenern lange Zeit nicht als "Kirche" im traditionellen Sinne akzeptiert worden sein. Der in den fünfziger Jahren für Zeesen zuständige Pfarrer Tillack aus Königs Wusterhausen und der Kirchenälteste der evangelischen Gemeinde Zeesens, Dr. Klubescheidt, der heut Ehren‑Kirchenältester ist, brachten den Bau in Gang. Die Grundsteinlegung fand 1957 statt, zwei Jahre später war schon die Einweihung des Gebäudes, das ‑der Not gehorchend ‑ architektonisch so bescheiden und ungewöhnlich projektiert war. Ungewöhnlich ist auch, daß im letzten Viertel des Gebäudes gleich das Pfarrhaus untergebracht ist.
Pfarrer Mielke, der bis zu seinem Ruhestand hier seines Amtes waltete, meint jedoch, daß heute Gemeindemitglieder diese Stätte viel eher als ihr "Zuhause" annehmen, als das bei manch anderen, altehrwürdigen, sakralen Bauten der Fall ist. Der große, helle Saal mit seinen langen Stuhlreihen wirkt bei aller Schlichtheit warm.
In der Mitte der Frontseite ragt das große Holzkreuz empor, rechts daneben hat der einfache rechteckige Altartisch seinen Platz, während links in der Ecke, nicht größer als ein mittlerer Kleiderschrank, die Orgel untergebracht ist.
Zeesen hat auch eine Orgel und eine sehr beachtenswerte dazu. Kantor Reinhold Warnat, der als Kreiskirchenmusikwart das Instrument in jedem Jahr besucht, meint: "Die Gemeinde kann froh sein, dieses Instrument zu haben, und Pfarrer Mielke ist es zu verdanken, daß es so gut gewartet wurde."
Das Instrument wurde im Jahr der Grundsteinlegung, 1957, bei der Firma Eule in Bautzen in Auftrag gegeben. Es wurde also praktisch für einen noch nicht vorhandenen Raum gewissermaßen auf dem Reißbrett erbaut. Eines Tages kam der Anruf, man habe eine Orgel lieferbereit, die sei allerdings für eine andere Gemeinde bestimmt gewesen und daher schon montiert. So gab es neben der Freude eine kleine unangenehme Überraschung: Die Orgel paßte nicht durch den Eingang. Mit acht Mann habe die Kirchengemeinde damals, so berichtet Pfarrer Mielke, den Eingang Stück für Stück abmontiert und dann mit Millimer‑Genauigkeit das Instrument hineingeschafft. Auf diese Weise kam die Gemeinde relativ schnell und auch preiswert (12 800 Mark) zu einem guten Instrument. Es wurde 1962 feierlich eingeweiht.
Kantor Warnat findet viel Lob für dieses Eule‑Werk. Zum einen sei es sehr beständig und pflegeleicht und könne bei guter Betreuung Jahrhunderte überdauern; zum anderen sei es sehr klangschön intoniert.
Ein Instrument, das in der DDR zu einer Zeit entstand, als man sich im Orgelbau nicht mehr mit Provisorien abfinden mußte. Diese mechanische Orgel ist mit einem Manual, einem selbständigen Pedal und fünf klingenden Stimmen ausgestattet. "sie wird ihren Aufgaben, die sie hier zu erfüllen hat, glänzend gerecht," sagt Kantor Warnat, während er das Instrument im schlichten, hellen Holzkleid zum Klingen bringt und beweist, daß es sowohl voll und innig, fröhlich und jubilierend klingen und neben einfachen Kirchenweisen auch mittlere Orgel‑Literatur spielen kann. Ihre Funktion ist es, erläutert er, "die Liturgie, den Gottesdienst zu allen Anlässen, zu Weihnachten, Ostern, Trauungen, Taufen und auch Trauerfeiern zu begleiten. Und diese Orgel ist in der Lage, mit wenigen Mitteln Fröhliches, Besinnliches und auch Trauriges zum Ausdruck zu bringen. Mit diesem Eule‑Exemplar sind im Kirchenkreis Königs Wusterhausen Orgeln von fast allen bedeutenden Firmen der DDR vertreten."
Auf einer Rundreise besuchte die Firma Eule vor einem Jahr auch ihren Zeesener "Sproß" und war erfreut über dessen guten Zustand. Es exstierten nur noch etwa fünf Produkte dieser Art aus ihrer Werkstatt, hieß es, die seien jedoch alle schon schrottreif. Daß die Zeesener noch so intakt ist, liegt am guten Raumklima, aber auch daran, daß sie regelmäßig von Pfarrer Mielkes Frau gespielt wird. Eine Orgel, die schweigt, heißt es, ist zum Sterben verurteilt.
Zeesen hat übrigens auch einen Glockenturm. Der 1964 errichtete Holzaufbau mit dem Geläut steht neben dem Eingang des Hauses in der Friedensstraße 54.
Susanne Statkowa